Pocking/Passau. Nach 24 Jahren in der Migrationsarbeit geht die Sozialpädagogin Marion Patry-Lepold Ende des Monats in den Ruhestand. Angefangen hatte sie 1998 über eine Maßnahme des Arbeitsamtes in der evangelischen Kirchengemeinde Pocking in der Beratung von Spätaussiedlern. Zu dieser Zeit kamen mehrere hundert Personen in Pocking an, vor allem aus Kasachstan. Ab März 2000 war Frau Patry-Lepold dann beim Diakonischen Werk Passau beschäftigt. Auch hier zuerst in der Aussiedlerberatung und dann im Bereich Migrationsberatung. In dieser Zeit hat sie Ratsuchende aus ganz unterschiedlichen Ländern mit ganz unterschiedlichen Anliegen beraten, begleitet und betreut. Dabei war ihr wichtig diesen entwurzelten Menschen wieder ein Zuhause zu geben und ihre Wurzel wiederzufinden, wie sie sagt.
Neben den Spätaussiedlern aus dem russisch-sprachigen Raum waren es Flüchtlinge aus dem Iran, dem Irak, Syrien, Eritrea, Sudan, EU-Bürger aus Ungarn, Rumänien und Polen und vielen anderen Ländern die bei ihr ein und aus gingen.
Das Interesse an anderen Kulturen und anderen Menschen gehört zum Wesen von Marion Patry-Lepold. Gerne hätte sie selbst die Welt bereist, gesteht sie und bezeichnet sich als einen Menschen mit Fernweh, der dann doch nicht so weit gekommen ist. Deshalb fand sie es toll, dass die Welt zu ihr nach Pocking in das Büro der Migrationeberatung der Diakonie kam.
Ziemlich nah an der Bibel zu leben, ist ihr immer wichtig und Motivation gewesen. „Wenn ich mein Christentum ernst nehme, dann muss ich auf Fremde und auf Menschen am Rand zugehen“ betont sie, jeder Mensch sei ein Geschöpf Gottes und gleichwertig.
Ein besonderer Glücksmoment war das nach langer Suche Wiederfinden eines Neugeborenen in einem türkischen Waisenhaus, das eine syrische Familie auf der Flucht 2015 in Izmir zurück lassen musste.
Genervt habe sie, dass mit den Jahren staatliche Behörden immer mehr Veraltungsarbeit auf die Beratungsstellen abgewälzt haben. Dieser steigende Druck und Stress durch Verwaltungsaufwand sei für sie mit ein Grund zwei Jahre früher in den Ruhestand aufzubrechen, sagt sie.
Trotzdem gehe sie mit einem guten Gefühl, weil sie weiß, dass ihre Kollegen in der Migartionsberatung eine tolle Arbeit machten, die sie schon jetzt ein wenig vermisse. Mit Marion Patry-Lepold verliert die Diakonie ein Urgestein in der Migrationsberatung.